Periode1 ’84 bis ’86

Zyklus: “Mythos und Symbol”

Abkehr von der “Wilden Malerei”.

Vorwort aus Hanghofer Linz. Berlin. New York. 1984-86, Peter Baum

Die junge Linzer Kunstszene, die in den letzten Jahren kräftige Lebenszeichen von sich gab, besitzt in Wolfgang Hanghofer einen Maler, dessen Oeuvre in sehr eigenwilliger Art und Weise einem Lebensgefühl und einer künstlerischen Anschauung Ausdruck verleiht, die in der Nachfolge beziehungsweise im Nahbereich von Transavantgarde, Neuen Wilden und jenen modifizierten neoexpressiven Tendenzen anzusiedeln sind, die nach wie vor einen  beträchtlichen Teil aktueller Malerei und Zeichnung mitbestimmen. So sehr Wolfgang Hanghofer auch Verbindungen und Abhängigkeiten zu dem eben genannten künstlerischen Spannungsfeld aufweist, so wenig lässt sich bei ihm, der über eine sehr große, erregte Sensibilität verfügt, von epigonaler  Aneignung sprechen.

In einer Zeit, die spekulativen Konformismus im Fahrwasser der vermeintlich Modernen groß schreibt, fällt seine stille und dennoch kraftvolle Art künstlerischer Weltaneignung und Selbstverwirklichung in sympathischer Weise auf. Hanghofer setzt dabei wie selbstverständlich auf die ihm gegebene emotionelle Spannweite eines Einsehens, Empfindens und Verstehens, das mehreren Quellen gegenüber offen ist und nicht eine strenge stilistische Einheitlichkeit vorgibt, wo eine solche noch nicht zwingend vorhanden ist. Seine in früheren Zeichnungen und Pastellen stärker graphisch bestimmte Expressivität findet in den Gemälden aus 1984 und 1985 ihre fortführende Entsprechung und Weiterentwicklung. Hanghofer misst der Farbe, dem  Malvorgang und dem Material selbst größte Bedeutung zu und entwickelt in seinen pastosen Bildern ein Vibrato, das ebenso durch die Wahl der Farbe wie  durch deren kleinkalibrig dichte Behandlung, durch einen spürbaren inneren Rhythmus gekennzeichnet wird. Die vormals stärker ausgeprägte figurative Expressivität wird dabei im allgemeinen zurückgedrängt und durch einen deutlichen Hang zu Mythos und Symbol ersetzt. Der kosmische Klang, die Strahlkraft und Aura der besten dieser Arbeiten vermitteln dem vorurteilsfreien Betrachter das Gefühl des Einklangs mit der Natur und den sie bestimmenden Kräften. Eine, nicht zuletzt durch die Art der Malweise beruhigende Expressivität, tendiert hier mehr und mehr zum Kontemplativen, in Richtung einer neuen Romantik. Die Malerei selbst braucht zu ihrer vollen, gleichsam sphärischen Entfaltung nur wenige konkrete Anhaltspunkte. Baum, Sonne, Scheibe, figürliche Fragmente und Zitate des Landschaftlichen sind hier in erster Linie zu nennen. Auf eine gefährdete, belastete Welt (und ihre  individuellen Räume) antwortet Wolfgang Hanghofer, der durch wiederholte künstlerische Kehrtwendungen und Kontroversen Routine und Gewohnheiten  bekämpft, mit seiner ausgeprägt subjektiven Vision poetischen Einsseins von Natur und Geist.

Prof. Peter Baum

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